2017 Der Drache vom Zireiner See

„Der Drache vom Zireiner See“ wurde von Hanshi Masako Fujimoto-Stock gezeichnet, geschrieben und erzählt hat sie Oswald-Paul „Ossi“ Stock 2016 und die Bilder bewegte Mike Kern!
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Der Drache vom Zireiner See

Vor langer Zeit lebte in den Tiefen des Zireiner Sees ein Drache. Er hatte einen mächtigen Körper, große Flügel und einen langen, kräftigen Schwanz. Aber das Furchteinflößendste war sein Kopf mit den großen Augen und den riesigen Zähnen…

Die Menschen auf den umliegenden Almen und ihre Tiere hatten jedoch keinen Kummer mit dem Drachen, da es zwischen einem bestimmten Bauern und dem Drachen ein sehr altes, geheimes Übereinkommen gab.

Jedes Jahr um Mitternacht zur Sommersonnenwende musste der Bauer die größte und fetteste Kuh zum südlichen Ufer des Sees bringen und zwar genau an diese Stelle, wo das Ufer über einen Felsabbruch in unergründliche Tiefen abfiel. An genau jenem Felsen kann man heute noch die Abdrücke des Drachen sehen.

Immer zur selben Zeit genau an diesem Tag im Jahr begann das Wasser zu brodeln und der Drache tauchte aus den Tiefen des Sees auf. Beim Anblick des Ungeheuers lief dem Bauern jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken. Der Drache packte die zappelnde Kuh mit seinem riesigen Maul und stürzte sich zurück in die Tiefe des Sees. Dieses Ritual wiederholte sich über Jahrhunderte und niemand erlitt größeren Schaden.

Als eines Tages die Frau des Bauern starb wurde der Alte Jahr für Jahr mürrischer und unzugänglicher. Er mied die Menschen immer mehr und war schnell als Sonderling und Eigenbrötler verschrien. Von Jahr zu Jahr, wenn er am besagten Tag mit der Kuh zum See wanderte, haderte er mehr und mehr mit seinem Schicksal und gönnte dem Drachen seine fetteste Kuh nicht mehr. Da beschloss er auf einmal, dem Drachen die Kuh in Zukunft zu verwehren.

Gedacht getan, bei der nächsten Sonnenwende stand der Bauer am See ohne Kuh da und als der Drache pünktlich aus der Tiefe auftauchte, schrie der Bauer den Drachen wütend an, fuchtelte wild mit einer Sense herum und drohte ihm schließlich mit bloßen Fäusten.

Die Augen des Drachens wurden schmal, er breitete seine Flügel aus, erhob sich in die Lüfte und umkreiste einmal die angrenzenden Berge. Dann stürzte er sich mit einem letzten bitterbösen Blick auf den Bauern zurück in die Tiefen des Sees. Der Bauer freute sich ungemein, weil er sich die Kuh erspart hatte und man hörte ihn auf dem Rückweg immer wieder laut auflachen. Er war so richtig zufrieden mit sich selbst wie schon lange nicht mehr.

Das große Glück kam wenig später bei der Bauernfamilie mit einem Kind ins Haus, das dem Jungbauern und seiner Frau geboren wurde. Schnell war der kleine Blondschopf der Liebling aller und als er mit 3 Jahren dann richtig herumlaufen konnte und mit seinen großen, blauen Augen das Herz aller erwärmte, zog eines Nachts vom Berg herab ein Sturm ins Tal. Alle erwachten von dem Getöse, verriegelten die Fenster, zündeten Kerzen in der Stube an und versammelten sich zum Gebet. Mit einem lauten Krachen flog plötzlich das halbe Dach weg, der Drache krallte sich völlig unerwartet den schreienden Buben und flog davon, nicht ohne dem alten Bauern einen strafenden Blick aus seinen furchterregenden Augen zuzuwerfen. Alle waren wie erstarrt und konnten nicht begreifen was da soeben passiert war. „Vater, was ist denn jetzt geschehen?“, schrie der Sohn. „Wir hatten doch immer Ruhe vor dem Drachen, da du ihn mit unserer besten Kuh gänzlich besänftigen konntest!“ Unter Tränen berichtete der Vater der versammelten Familie, dass ihn der Geiz und die Unzufriedenheit dazu getrieben hatte. Auf den Knien, die Hände gegen den Himmel gerichtet, flehte er weinend um Vergebung und bereute sein Tun aufs Tiefste.

Die Arbeit auf dem Hof freute keinen mehr und bald sah man schon aus der Ferne wie alles heruntergekommen war. Erst als die Familie von einem Wanderer hörte, dass er das Lachen eines Kindes am Zireiner See zu hören glaubte, ließ dies die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrem Buben wieder wachsen. So wartete die Familie Tag für Tag am See und sie schliefen sogar in dem kleinen Stall direkt am Ufer zwischen den Kühen, die ihnen in den bitterkalten Nächten Wärme spendeten. Eines Nachts wachten sie auf und vernahmen ein glückliches Kinderlachen. Ihre Herzen rasten, denn die Stimme ihres Kindes war ihnen sehr wohl vertraut. Sie folgten dem glockenhellen Lachen und gingen einige Meter am Seeufer entlang zu der Felsklippe, die direkt in das dunkle Wasser abfiel.

Immer deutlicher hörten sie das Lachen und als das Mondlicht auf den See fiel, sahen sie am Grunde des Sees den Jungen mit dem Drachen spielen. Er rutschte auf seinem langen Schwanz hinunter und seine Fröhlichkeit trieb allen die Tränen in die Augen. Der Jungbauer umarmte und drückte seine liebe Frau und beide freuten sich in ihrer verzweifelten Situation, dass ihr Kind doch noch wohlauf war. Von diesem Tag an besuchte die Familie regelmäßig um Mitternacht zur Sommersonnenwende den Zireiner See.

Manch Wanderer erzählt seitdem, von einem herzlichen Kinderlachen, das nur ein Mensch reinen Herzens hören konnte, wenn er an einsamen Tagen am nebelverhangenen See verweilte. Dem alten Bauern wurde verziehen, denn viele Kinder spielten später noch am Bauernhof und wenn einmal eine fette Kuh fehlte, dann schmunzelte der junge Bauer fast zufrieden und gedachte seinem Sohn und dem Drachen vom Ziereiner See…

Die Sage „Der Drachen vom Zireiner See“ schrieb Oswald-Paul Stock im Jahre 2016. Bei seinen geführten Wanderungen zum Zireinersee, hat sie ihm der Wind zugeflüstert.

 

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English Version:

The Dragon from Lake Zireiner

A long time ago, a dragon lived in the depths of the Lake Zireiner. He had an enormous body, huge wings and a long, strong tail. However, the scariest part was his head with big eyes and massive teeth….
The people and their animals in the surrounding farms had no reason to fear the dragon, as the dragon had made an old and secret bond with one of the farmers.
Every year at midnight on the summer solstice, the farmer had to bring the biggest and fattest cow to the south bank of the lake, exactly at the point where the bank fell steeply down a sharp cliff. To this day, you can still see the footprints of the dragon on this cliff.
At the same time on this day of every year, the water began to boil, and the dragon surfaced from the depths of the lake. Every time the farmer saw the dragon, shivers ran down his spine. The dragon grabbed the floundering cow in his huge mouth, and dived back in to the depths of the lake. This ritual repeated over centuries and no one got hurt.
One day the wife of the farmer died, and the farmer grew more cantankerous and unapproachable year after year. He avoided people more and more and became known as an eccentric and a loner. From year to year, when on that special day he brought the cow to the denoted spot, he fought more and more against his destiny, and begrudged the dragon the fattest cow. Then one day, he decided not to provide the dragon with any more cows.
No sooner said than done, at the next summer solstice, the farmer stood at the appointed spot without a cow. When the dragon promptly appeared from the depths of the lake, the farmer shouted at the dragon, waving his scythe about and threatened the dragon with his bare fists.
The eyes of the dragon narrowed, he spread his wings, rose up in the air and flew over the nearby mountains. Then, with one last evil look at the farmer, he dived back into the lake. The farmer was thrilled because he had saved sacrificing a cow and he could be heard laughing loudly on his way back home. He was really happy with himself, as he had not been in a long time.
Not long after, the farmer`s family was blessed with the birth of a child to the young farmer and his wife. The little blond boy quickly became everyone’s favourite and then one night when he was 3 years old and could run around, warming everyone’s hearts with his big blue eyes, a big storm swept through the valley. Everyone awoke from their slumber, locked all the windows, lit a light in the living room and gathered to pray. Suddenly, with a loud crack half the roof was torn off. Totally unexpectedly, the dragon grabbed the screaming boy and flew away, but not without first sending a punishing look from his terrifying eyes to the old farmer. Everyone was shocked and could not comprehend what had just happened. “Father, what just happened? “, cried the son. “We never had any trouble with the dragon, because you always gave him our best cow”! With tears in his eyes, the father explained to his family gathered around what his selfishness and unhappiness had led him to do. On his knees with his hands raised towards the sky, he pleaded for forgiveness and deeply regretted his actions.
The work on the farm could not satisfy anyone anymore, and soon, one could see from afar that everything was falling asunder. Once as the family heard from a wanderer who said he could hear the laughing of a child at Lake Zireiner, did they dare to hope of seeing the little boy again. The family waited day in day out at the lake, and even during bitter cold nights, they slept between the cows at the small cowshed on the bank of the lake. One night they awoke to hear a happy child’s laughter. Their hearts were racing as they recognised the voice of their child. They followed the beautiful laughter several meters along the bank to the cliff which fell directly down into the dark water.
They could hear the laughter more and more clearly, and as the moonlight fell on the lake, they could see the young boy playing with the dragon at the bottom of the lake. He was sliding down the dragons long tail and his happiness moved everyone to tears. The young farmer hugged his beloved wife and they were both happy even in this strange situation to see that their son was keeping well. From that day on, the family regularly visited the Zireiner lake at midnight on the summer solstice.
To this day, some wanderers tell the tale of a beautiful child’s laughter which can only be heard by a someone with a pure heart if he happened to be near the lake on a foggy day. The old farmer was forgiven, as later many more children played on the farm, and when a fat cow went missing, the young farmer smiled in deepest contentment and thought of his son and the dragon of Lake Zireiner.

The fable „The dragon from Lake Zireiner“ was written by Oswald -Paul Stock in 2016.

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